Tag des Handicaps am 19.10.2019

 

| 14:36 Uhr

Tag des Handicaps
Inklusionspreis beflügelt Premiere
 


 
 
 
Sylke Bärbock und Schirmherr Werner Suchner ließen es sich nicht nehmen, bei einem Rundgang durch die Stadthalle alle Aussteller persönlich zu begrüßen. Insgesamt machten sich 24 Aussteller auf den Weg, um beim ersten Calauer „Tag des Handicaps“ dabei zu sein.
FOTO: Uwe Hegewald
Calau. „Tag des Handicaps“ erweist sich als Kontaktbörse zwischen Betroffenen und Helfern.

Wenn es den Tag nicht gäbe, hätte man ihn erfinden müssen. Den „Tag des Handicaps“, der am Samstag in Calau seine Premiere erlebte. Vorausgegangen war der erstmalige „Tag des Hörens“, den der veranstaltende Verein „Seelsorger der Ohren“ 2018 inszenierte und mit einem Erfolgserlebnis abschloss.

 

Der daraus hervorgegangene Inklusionspreis des Landkreises OSL bestätigt die couragierte Arbeit des Vereins, befand Werner Suchner. Im selben Atemzug würdigte der Calauer Bürgermeister und Schirmherr der Veranstaltung die Weitsicht des 55-köpfigen Vereins, zu dem auch Mitglieder zählen, die nicht mit einem Handicap leben müssen: „Der Inklusionspreis ist mit 1500 Euro dotiert und hätte dem Verein genügt, um sich mit einem Ausflug zu belohnen. Aber nein, das Geld wurde in die Gestaltung des heutigen Tages investiert“, so das Stadtoberhaupt.

24 Aussteller aus der Region nutzen die Chance, um sich und ihren Service zu präsentieren. Unter ihnen Vereine, Organisationen, Selbsthilfegruppen, Verbände oder Unternehmen. So etwa die Reha Center Steffan OHG mit einem Sitz in Lübben. „Wir sind mit einem breiten Angebot an Hilfsmitteln, wie Rollstühlen, Rollatoren oder Sitzschalen dabei. Ziel ist es, Besuchern die Bandbreite von Produkten zu zeigen, die über die klassischen Basismodelle hinausreicht. Auf Wunsch können wir Hilfsmittel anbieten, die auf individuelle Erfordernisse angepasst sind“, erklärte Martin Boslau, einer der drei Geschäftsführer der OHG, die mit ihren Angeboten das komplette Foyer der Stadthalle füllte.

Erstmals mit von der Partie: das Lübbenauer Fitnessstudio Atlanta 2000. „Bei uns finden Menschen mit Beeinträchtigungen oder Handicaps offene Türen. Mitunter ist es nur ein kleiner Schritt, sich bei uns vorzustellen. Um Zögernden die letzte Scheu zu nehmen, sind wir heute hier“, begründete Fitnessstudio-Betreiber Raik Baum. Aufgeschlossen zeigte er sich gegenüber der Info, wonach es im kommenden Jahr eine weitere Veranstaltung geben soll. „Am 24. Oktober 2020 wollen wir zum ‚Tag der Gesundheit’ nach Calau einladen“, kündigte Sylke Bärbock an. „Wir bleiben am Thema dran“, so die Vorsitzende der „Seelsorger der Ohren“, die nach der Eröffnung zu einer Führung durch die Halle bat.

Unterstützt wurde sie dabei von einem Moderatoren-Team: Vereinsmitglied Patrick Wölfel sowie Andreas König und Nadine Lehmann, beide professionelle Gebärdensprachdolmetscher aus der Landeshauptstadt Potsdam. „Meine Eltern sind beide gehörlos, ich bin quasi mit dieser Form der Verständigung aufgewachsen“, erklärte Nadine Lehmann den Grund, warum sie sich diese Befähigungen angeeignet hat. „Heute sind wir da, um an den einzelnen Ständen Kommunikationen zu ermöglichen oder Gehörlosen an den Fachvorträgen teilhaben zu lassen.

Alexander Erbert, Dezernent für Gesundheit, Jugend und Soziales im Landkreis OSL, beglückwünschte den ausrichtenden Verein zur Veranstaltung. „Sie hatten bereits 2018 einen großen Erfolg und mit diesem bewiesen, dass sie nicht nur den Nerv der Zeit, sondern auch den Nerv der Region getroffen haben“, machte er an der Ausrichtung der Veranstaltung und an der hohen Zahl der Aussteller fest. Zahlen, die Alexander Erbert aus der Kreisverwaltung mitgebracht hatte, machten die zwingende Notwendigkeit des „Tages des Handicaps“ deutlich.

Demnach leben 35.000 Personen im Landkreis mit einer anerkannten Form von Behinderung oder mit einem Handicap. „Das sind rund 30 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger im Landkreis“, stellte er klar. Gregor Obst, stellvertretender Vorsitzender der „Seelsorger der Ohren“ sieht darin eine Bestätigung, der Vereinsgründung vor drei Jahren. Das verbale Schulterklopfen allein auf „seine“ rührigen Vereinsmitglieder zu lenken sind nicht sein Stil. So bedankte er sich unter anderem bei Simone Pöschke von der Calauer Stadtverwaltung für anhaltende Unterstützung mit einem Strauß Blumen.


 
 
 

FOTO: Uwe Hegewa